In der sogenannten schönen Literatur, der Belletristik, wird das Adjektiv seit langer Zeit beargwöhnt und verschmäht. Mark Twain meinte seinerzeit: „Wenn du ein Adjektiv triffst, töte es.“ Aber nicht nur Schriftsteller üben Kritik am übermäßigen Gebrauch von Wiewörtern. (Schon diese Bezeichnung kann man als Kritik verstehen: Es sind nur „wie-Wörter, „als ob-Wörter“, die tun nur so.) Auch Papst Franziskus ist „allergisch gegen diese Wörter“, wie er laut einem Bericht des Guardian vom Juni 2019 bekundet.

Da bin ich anderer Meinung. Übermaß im Allgemeinen ist problematisch, aber wie Mark Twain zu glauben, man käme ohne sie aus, ist meiner Meinung nach auch eine unhaltbare Position. Adjektive sind wichtig und notwendig, um etwas – sei es eine Person, eine Sache oder eine Stimmung – möglichst genau zu beschreiben und auf den Punkt zu bringen. Um Bilder im Kopf des Hörers oder Lesers entstehen zu lassen, sind sie unverzichtbar. Es macht einen Unterschied, ob es heißt „Sie beobachtete den Mann, dessen Zigarette schon fast verglüht war“ oder „Sie beobachtete den – wahlweise alten / jungen /attraktiven / eleganten / unrasierten / dicken/ mageren / eigenartigen / nervösen / schüchternen /  aufgeregten usw. Mann, dessen Zigarette schon fast verglüht war“.

Ich breche eine Lanze für das Adjektiv und widerspreche ausdrücklich(!) dem Sprachpapst Wolf Schneider, der in Deutsch für Kenner schreibt: „Das treffende, überraschende Adjektiv zu setzen ist eine Kunst. [Soweit, so gut. Aber diese Aussage trifft definitiv nicht zu:] Die andere ist die, auf Adjektive gänzlich zu verzichten.“

Ich finde auf jeden Fall das richtige Adjektiv für Ihre Texte.

* Ein perfektes Adjektiv, finden Sie nicht?